Standort der Bank: Unternehmen MItte, Gerbergasse 30, 4001 Basel, Switzerland
Current Bench
01.01.2023 - Long-Term Project
Raphael Bottazzini
Bank & Stapel
In the heart of Basel, at Unternehmen Mitte, there is a bench made of a simple metal frame and three wooden planks. Each plank bears two names whose connection remains unclear. Every month, one plank is removed and replaced with a new one with new names.. Passersby, who encounter the bench daily, begin to invent their own stories, connections, and patterns. The names are submitted by a collective and curated by Raphael Bottazzini. Each removed plank is added to a growing stack stored in an exhibition space in Basel-Kleinhüningen. Over time, this stack condenses into a sculpture. The process is conceived as a long-term project and continues until the stack reaches the ceiling of the room. Only then is the sculpture considered complete — allowing for a new one to begin.
Im Herzen von Basel, beim Unternehmen Mitte, befindet sich eine Bank aus einem schlichten Metallgestell und drei hölzernen Brettern. Auf jedem Brett stehen zwei Namen, deren Zusammenhang nicht ersichtlich ist. Monatlich wird ein Brett entfernt und durch ein neues mit neuen Namen ersetzt. Die Passanten, die täglich vorbeigehen, beginnen, eigene Geschichten, Verknüpfungen und Muster zu erfinden. Die Namen werden von einem Kollektiv zugespielt und von Raphael Bottazzini kuratiert. Jede abgenommene Latte wird in einen wachsenden Stapel integriert, der in einem Ausstellungsraum in Basel-Kleinhüningen aufbewahrt wird und sich im Laufe der Zeit zu einer Skulptur verdichtet. Dieser Prozess ist als Langzeitprojekt angelegt und dauert an, bis der Stapel die Decke des Raums berührt. Erst dann gilt die Skulptur als abgeschlossen – und eine neue Skulptur kann entstehen.
Bank & Stapel
Bank und Stapel ist, wie der Titel schon suggeriert, nicht ein einzelnes Kunstwerk. Genau genommen sind es auch nicht nur die zwei hier titelgebenden Konstituenten. Vielmehr sind die Bank und ihre Teile zugleich Träger und Initiator einer überaus komplexen Interaktion zwischen Künstler, Material, Wort, Betrachtern sowie deren Wahrnehmung und Erinnerungen. Sechs scheinbar willkürlich ausgewählte Namen finden sich insgesamt auf den Hölzern der Sitzfläche und der Lehne, sechs Namen, die jeweils ausgetauscht werden.
Passanten werden Akteure – vielleicht sitzend, alleine oder gemeinsam, nachdenkend, sinnierend, diskutierend. Wo sind die alten Namen geblieben? Trügt die Erinnerung – waren diese schon immer da? Habe ich vergessen? Warum nun diese, wo ist deren Verbindung? Der Betrachter muss eintauchen in die eigene Erinnerung, ein aktiver, suchender Prozess beginnt, der die eigene Erinnerung, die eigene Sicht auf die Welt und die in ihr handelnden Personen hinterfragt. Das Werk erzählt also vom Kommen und Gehen der Menschen in unserer Wahrnehmung, in unserem Leben, von der Dynamik der sozialen Kontakte.
Die Bank ist also weder physisch noch in ihrem Inhalt statisch, die abgenommenen Hölzer werden sauber und akkurat aufeinandergeschichtet – hier ist er, der Stapel - erkennbar getrennt nach Jahren. Es entsteht so ein skulpturales Archiv, ein kollektives Gedächtnis, eine Erinnerung an Namen, an Ereignisse, an Kontroversen, die zum gegebenen Zeitpunkt für Kollektiv und Individuum eine Relevanz hatten, bemerkens- oder einfach nur merkenswert waren. Dass es dabei aufgrund der scheinbar willkürlichen und breit gestreuten Namensauswahl auch immer wieder zu Irritationen kommt, ist nicht nur intendiert, sondern eine Zwangsläufigkeit.
Was Raphael Bottazzini mit „Bank & Stapel“ transformatorisch erschafft, ist das sich physisch manifestierende Abbild unserer erinnernden Wahrnehmung. Wir nehmen die Personen unserer Gegenwart wahr, sprechen mit ihnen, mit anderen über sie, werten und bewerten sie, kategorisieren und sortieren sie. Irgendwann verschwinden sie vielleicht aus unserer unmittelbaren Lebenswelt, wir sehen und hören sie nicht mehr, nichts mehr über sie. So archivieren wir dann also unser Wissen und unsere Erinnerungen an die Person, an die Gespräche, die wir mit ihnen oder mit anderen über sie geführt haben. Die Details aber schwinden, werden vage, verschwinden irgendwann ganz. Was bleibt, ist ein Name in einem Stapel.
Niels ten Brink
Bench & Stack
As the title suggests, “Bench und stack” is not a single work of art. Strictly speaking, it‘s not about the two terms alone, either. Rather, the bench and its wooden panels are both carriers and initiators of an extremely complex interaction between artist, material, word, viewers, their perceptions and memories. A total of six apparently randomly selected names can be found on the panels of the seat and the backrest, six names that are interchangeable.
Then passers-by become participants – perhaps sitting alone or together, reflecting, wondering and discussing things. Where have the old names gone? Is memory deceiving me? Were the people always here? Have I forgotten? Why these names? What is their connection? Viewers need to immerse themselves in their own memories, activate a search process that questions their recollections, their view of the world and its protagonists. The work speaks of the coming and going of people in our perception, in our lives, of the dynamics inherent in social contacts.
The bench itself is not static, neither physically nor in its message. The wooden panels are dismantled, neatly and accurately stacked on top of each other, recognizably separated by years. The result is a sculptural archive, a collective memory, a recollection of names, events, controversies that were relevant to the collective and the individual at a given point in time – that were remarkable or simply worth remembering. The fact that the apparently arbitrary and widespread choice of names repeatedly causes irritation is not only intended, but inevitable.
With the transformative “Bench und stack”, Raphael Bottazzini creates a physical manifestation of our mnemonic perception. We recognize the people in our contemporary presence, we talk to them, we talk to others about them, evaluate and judge them, categorize and sort them. At some point, they might disappear from our immediate environment, we no longer see or hear them, know nothing more about them. We archive our knowledge and memories of them, we conserve the conversations we had with them or had about them. And with time, the details dwindle, become vague, just to eventually disappear altogether. What remains is a name in a stack.
Niels ten Brink
Man standing beside tall stacks of lumber, Meadow River Lumber Company, Rainelle, WV
Stacks of lumber drying at the Seattle Cedar Lumber Manufacturing Company’s mill in Ballard, ca. 1919.
UM Unternemen Mitte
Kurzinterview mit dem Basler Künstler Raphael Bottazzini
Sein Kunstwerk Bank & Stapel ist am Turmeingang des Unternehmen Mitte zu sehen und zu besetzen.
Was ist Kunst?
Kunst wurde in Epochen immer verschieden definiert. Vielleicht stellt man mehr die Frage; was kann Kunst leisten? Kunst kann vieles, unteranderem die Sensibilisierung der eigenen Wahrnehmung.
Was gefällt Dir am Unternehmen Mitte?
Es ist ein zentraler, öffentlicher Begegnungsort. Ein Ort für spontane Treffen und zugleich darf man auch Stunden lang seiner Arbeit nachgehen.
Was bezweckst Du mit dem Projekt Bank & Stapel ?
Ein Werk zu schaffen das zugänglich ist und zugleich offensiv Fragen stellt. Ein Name ist Projektionsfläche und gleicht einem eigenständigen Kunstwerk - welches Interpretationen und Wertung zulässt, um diese Hinterfragen zu können.
Short interview with the Basel artist Raphael Bottazzini
His artwork Bank & Stack can be seen and occupied at the tower entrance of Unternehmen Mitte.
What is art?
Art has always been defined differently in different eras. Perhaps the question is more: what can art achieve? Art can do many things, including sensitizing our own perception.
What do you like about Unternehmen Mitte?
It is a central, public meeting place. A place for spontaneous meetings and at the same time you can spend hours doing your work.
What is your aim with the Bank & Stapel project?
To create a work that is accessible and at the same time poses open questions. A name is a projection surface and resembles an independent work of art - which allows interpretations and evaluations to be questioned.